Sotscheck, Ralf by Nichts gegen Engländer

Sotscheck, Ralf by Nichts gegen Engländer

Autor:Nichts gegen Engländer
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2010-08-24T08:09:22.796000+00:00


Gedopte Minister und die

parlamentarische Biergruppe

Der Engländer und seine Politiker

Die britischen Regierungsmitglieder sind die Radrennfahrer der Politik. Wie im Radsport, so hat auch bei ihnen das erste Dopinggeständnis eine Beichtlawine losgetreten. Offenbar setzen sie auf den Zabel-Effekt. Die Popularität des Radlers ist nach seinem tränenreichen Doping-Geständnis sprunghaft gestiegen.

Fast die gesamte britische Regierung hat gedopt. Als erste trat Innenministerin Jacqui Smith an die Öffentlichkeit. »Ja, ich habe es getan«, sagte sie, allerdings ohne dabei zabelesk zu weinen. »Es geschah, als ich auf der Universität war. Ich halte das heute für falsch und habe es seit 25 Jahren nicht mehr getan.« Als nächster war Schatzkanzler Alistair Darling dran: »Ich habe es manchmal in meiner Jugend getan.«

Dann warfen sie sich wie die Lemminge vor die Kamera: Transportministerin Ruth Kelly, Unternehmensminister John Hutton, Staatssekretär Andy Burnham, Gemeindeministerin Hazel Blears und Wohnungsministerin Yvette Cooper. Die bisher letzten, die öffentlich bereuten, waren Staatssekretär John Denham und die stellvertretende Labour-Chefin Harriet Harman. War auch Tony Blair gedopt, als er in den Irakkrieg zog? Er bestreitet es: »Mein Vater hat es mir verboten.« Insgesamt haben jedenfalls mindestens neun Kabinettsmitglieder gedopt.

Freilich haben sie sich nicht mit Amphetaminen, Testosteron oder Eigenblut vollgepumpt, sondern mit Cannabis. Die Tories würden das GeständnisHappening gerne ausnutzen, um die letzten drei Wahlen annullieren zu lassen, aber sie können es nicht. Zum einen gibt es Gerüchte, wonach Parteichef David Cameron sich in seiner Jugend gar nicht erst mit solchen Kinkerlitzchen aufgehalten, sondern gleich härtere Drogen genommen habe. Zum anderen hat ein halbes Dutzend der Top-Tories in der Vergangenheit zugegeben, ebenfalls Cannabis geraucht zu haben. Fünf von ihnen wollen nur ein einziges Mal an einem Joint gezogen haben, mussten husten und fanden es widerlich.

Nur Boris Johnson, der für das Amt des Londoner Bürgermeisters kandidiert, erklärte, regelmäßig einen Joint durchgezogen und auch Kokain geschnupft zu haben. »Ich erinnere mich genau«, sagte er. »Es war großartig. Aber heutzutage ist das anders. Das Zeug ist jetzt viel stärker.« Er meint, man müsse nun einen Strich unter die Vergangenheit ziehen. Oder eine Linie?

Jacqui Smith, die den Beichttrieb bei Labour ausgelöst hat, will zum Beweis ihrer Läuterung Cannabis wieder zur Droge der zweithöchsten Klasse B machen, deren Besitz eine Verhaftung nach sich zieht. 2004 wurde es auf Klasse C heruntergestuft. Das Kraut gehört offenbar zur Standardausrüstung britischer Innenminister. Einer von Smiths Vorgängern, Charles Clarke hat früher Joints geraucht. Bei dem anderen, John Reid, fand die Polizei Cannabis, das ihm jemand untergeschoben haben müsse, wie Reid mit ernster Miene versicherte.

Manchmal haben es Innenminister aber auch nicht leicht. Vor allem, wenn sie ungebetene Ratschläge erhalten, wie es Smith ergangen ist. Sie solle gefälligst dafür sorgen, dass nur noch christliche Einwanderer ins Land dürfen, meinte Michael Nazir-Ali. Er und seine Eltern waren Muslime, bis sie von Pakistan nach Großbritannien umzogen und zum Christentum übertraten. Der kleine Michael wurde fortan streng anglikanisch erzogen, und weil er ein Streber ist, wurde er Pfarrer und schließlich Bischof von Rochester. Er ist der einzige asiatische Bischof in der Church of England.

Das reichte ihm aber nicht. Er wäre gerne Erzbischof geworden, aber stets wurden andere ihm vorgezogen.



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